die Sage von Geyer im Erzgebirge

Ein Wanderer, namens Jahn, irrte bei Nacht einst in der Gegend der Greifensteine im Wald umher. Da trat ihm plötzlich eine zwerghafte Geistergestalt entgegen und winkte, ihm zu folgen. Nicht ohne Grauen folgte Jahn. Über Stock und Stein führte ihn der Zwerg, bis sie endlich an eine Höhle kamen, die sich, sobald sie eintraten, mächtig erweiterte und ein prächtiges Ansehen gewann. Die Wände waren von Silber, die Tische und Stühle von Gold. Tausend kristallene Leuchter mit langen Kerzen verbreiteten einen blendenden Glanz über das Gewölbe. Zwölf Männer in stattlichen Rittergewändern mit langen Bärten saßen an einer langen Tafel und speisten. Der Zwerg lud den erstaunten Jahn ein, sich zu setzen und am Mahle teilzunehmen. Der Hunger besiegte die Schüchternheit – Jahn setzte sich und aß und trank von dem, was ihm der Zwerg bot. Noch nie hatte er so köstlich getafelt; er ward erquickt und allmählich getrosten und frohen Mutes.

Die zwölf Männer schienen sich über ihn zu freuen und geboten der Zwerge, sein Ränzel zu füllen. Mit herzlichen Worten schied Jahn von seinem gastfreien Wirten. Der Zwerg führte ihn hinaus aus der Höhle, die, wie Jahn jetzt bemerkte, in einem der Greifensteine lag, und geleitet ihn auf die Straße, welche nach Böhmen führte und auf welcher Jahn sich nicht mehr verirren konnte. Dann verschwand jener. Als Jahn sein Ränzel umpackte, um zu sehen, womit ihn die freigiebigen Geister beschenkt hatten, da fand er in demselben eine ziemliche Anzahl von Barren gediegenen Goldes und Silbers. Voller Freude gelobte er, dasselbe recht gut anzuwenden. Er baute also in der Gegend des Freiwaldes bei Thum mehrere Häuser, welche er armen Leuten ohne Mietzins überließ, und tat auch sonst allerlei Gutes an Kranken und Armen. Später, als die Zahl jener Häuser sich vermehrte und ein ganzes Dorf daraus entstand, ward dasselbe ihm zum Andenken Jahnsbach genannt.

Anmerkung: Jahnsbach wurde als Waldhufendorf gegründet. 1497 lautete die Schreibweise Jahnspach, 1555 Johispach, 1551 wohnten 22 Bauern und 25 Inwohner, d. h. hauslose Bürger, Knechte und Mägde im Ort.

Quelle: Lauterbach, W.: Sagenbuch des Erzgebirges, Altis-Verlag, Berlin 1995

Schnitz- und Klöppelverein Thum e.V. und Stefan Gräßler

Sage von den Rittern in den Greifensteinen
die Ritter in den Greifensteinen