Im Jahre 1471 prophezeite ein Mönch im Kloster Grünhain namens Peter Rosenkranz dem Abt viele Sachen, darunter auch, wie ein Bergwerk am Bärenstein aufkommen werde. Dasselbe würde einen langen Bestand haben und viel Ausbeute geben. Denn es läge ein ganzer Stock Erz hinter dem Stein, hinab gegen das Wasser zu, ein Gang eines Wagens breit im Streichen, gegen halb Mittag und halb Abend. Er führe solch großes Erz, daß es nicht auszusagen sei. Wenn die Zeit da sei, daß es aufkommen solle, würde eine Zeche an der anderen stehen, bis über die Waschleithe hinauf. Wer nur einen Kux davon hätte, würde für sich, seine Kinder und Kindeskinder Nahrung haben.
Auch würde ein Bergwerk aufkommen zwischen dem Pöhlberg und dem Bärenstein, das einen guten Bestand habe und viel Ausbeute gäbe. Eine schöne Stadt würde dahin gebaut werden. Aber dieses Bergwerk wäre nur eine Ader vom Bärenstein.
Es läge auch viel Eisenstein auf den Raschauer Gütern, aus dem ein gar gutes Eisen gemacht werden könne. Dieser würde bald gefunden werden. Dagegen wäre die Zeit noch nicht gekommen, daß der Bärenstein aufkommen werde. Erst würde durch einen Aufruhr das Kloster ganz zerstört werden, so daß das Erdbeerkraut auf den Mauern und die Bäume über die Mauern hinauswüchsen.
Dasselbe prophezeiten später drei fahrende Schüler, die den Abt von Grünhain, Johann Gottfried Küttner, um Herberge und Beförderung angesprochen hatten. Auf ihre Rede hin hat der Abt eine Hirsch- und Bärenjagd am Bärenstein veranlaßt und die drei fahrenden Schüler mit hingeschickt. Als man sie an Ort und Stelle fragte, zu welcher Zeit das Bergwerk aufkommen solle, sind sie ein wenig beiseite getreten und haben miteinander geredet. Dann sagten sie, daß ungefähr 50 Jahre nach dem Bauernkriege das Kloster so wüst sei, daß das Erdbeerkräutig auf den Mauern wachsen und die Bergstädte teils zugrunde gehen würden. Alsdann würde der Bärensteinangehen und angenommen. Allein man müsste mit dem Stolln die Gänge überfahren.
Ein Köhler findet Erze am Bärenstein
Als Herr Johann Gottfried (Göpfert) Abt des Klosters Grünhain war, hat ihm ein Köhler zu Schwarzbach, der alte Burkhart genannt, ins Kloster ein Geschiebe von der Größe eines Badehütleins gebracht. Dasselbe hatte er beim Abräumen des Meilers etwa einen halben Armbrustschuß vom Bärenstein herab gegen Cranzahl gefunden. Der Abt ließ es in Schneeberg probieren. Dabei wurde der Zentner für 135 Mark Silber gehaltren. Daraufhin ist der Bärenstein als hoffnungsvolles Silbergebirge mit Macht angegangen worden.
Der Silberstock im Kühberg bei Bärenstein
Der Kühberg soll nach einer alten Prophezeiung auf einem Silberstock stehen, gleich einer Ente, die auf dem Wasser schwimmt. Daraufhin sind schon viele kostbare Röschen und Stolln in den Berg getrieben worden, um die zwei mächtigen Hauptgänge zu erschroten und die Schätze zu heben. Diese sollen so mächtig sein, daß sie der reichen Ausbeut auf St. Georg zu Schneeberg gleichgestellt werden.
Quelle: Hrsg D. Werner: Bergmannssagen aus dem sächsischen Erzgebirge, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig, 1985
Zu selbiger Zeit ist auch die Richterin zu Cunnersdorf mit zwei anderen Frauen auf den Bährenstein gegangen und hat da grasen und, weil es Mai war, Kräuter sammeln lassen, und wie sie haben grasen wollen, sind sie von einander abgekommen, da hat sich’s unter dem Steine herab aufgethan als wie ein großes Kirchenthor und dabei gewittert, und als sie hineingesehen, ist’s ihr wie lauter Gold und Silber vorgekommen, wie sie aber nach den andern gelaufen und sie gerufen, daß sie es auch sollten sehen, derweilen ist es verschwunden.
Quelle: Grässe: Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1, S. 410-412, Verlag Schönfeld, 1874.
Schnitzer: H. Müller/ J. Hirsch/ H. Bachmann, Schnitz- und Krippenverein Geyer e.V.